
„Ich lerne immer noch dazu“
Tatiana Babicheva
Für die Liebe ist die Russin 2022 nach Deutschland gezogen und arbeitet als Ärztin in der Rehabilitationsklinik Bad Wurzach. Sie beschreibt die anfänglichen Hürden als Medizinerin aus einem Nicht-EU-Land.
Wie haben Sie sich auf Ihre berufliche Zukunft in Deutschland vorbereitet?
Ich habe sechs Jahre in Russland studiert und anschließend ein Jahr lang als Ärztin gearbeitet. Trotzdem musste ich verschiedene Sprach- und Kenntnisprüfungen in Deutschland ablegen, um hier praktizieren zu dürfen. Anfangs war ich beim Lernen oft frustriert und dachte, die Prüfungen sind zu kompliziert für mich: viel Lernstoff und komplexe medizinische Inhalte – erst recht in einer Fremdsprache. Aber es hat mir dann sogar Spaß gemacht – auch weil ich auf Inhalte gestoßen bin, die ich aus meinem Studium nicht kannte.
Was begeistert Sie so sehr an diesem Beruf?
Mitarbeitende in medizinischen Berufen lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Einige retten Leben, andere verbessern die Lebensqualität der Menschen. Ich gehöre zur zweiten Gruppe. Beobachten zu können, wie es Patientinnen und Patienten mit unserer Hilfe besser geht, berührt mich und macht mich zufrieden. Im Jahr 2023 haben wir zum Beispiel eine junge Frau nach einem Schlaganfall aufgenommen. Sie saß im Rollstuhl und hatte eine Sprachstörung. Nach fünf Monaten konnte sie singen und mit einem Vierpunktstock aus der Klinik laufen. Es ist wirklich ein Wunder, dass so eine Entwicklung für unseren Körper möglich ist.
Wie geht es Ihnen in Deutschland?
Ich komme aus Moskau und bin das Großstadtleben gewohnt. Aber die Region um Bad Wurzach ist wunderschön – ich habe hier das Wandern für mich entdeckt. Auch in der Klinik fühle ich mich richtig angekommen: Wir sind ein internationales Team und tauschen uns oft mit anderen Abteilungen aus. Das ist menschlich und fachlich bereichernd. 2024 habe ich eine Weiterbildung im Bereich Neurologie begonnen. Es geht für mich also weiter wie bisher: Ich lerne immer noch dazu.