Zu guter Letzt

Gesundheitsmythen

In aller Munde

Viele Ernährungsirrtümer halten sich hartnäckig, obwohl sie längst widerlegt sind. Martina Neher, Ernährungsberaterin in der ­Rehabilitationsklinik Saulgau, räumt mit vier bekannten Mythen auf.

Text: Kim Romagnoli / Fotos: Adobe Stock

„Vitamin-C-Präparate schützen vor Erkältungen“

Vitamin C unterstützt unser Immunsystem. Wer zu wenig von dem Nährstoff aufnimmt, kann anfälliger für Infekte sein. Um unseren Bedarf zu decken, reicht aber eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse. Zusätzliches Vitamin C – etwa in Form von Präparaten hilft nicht präventiv gegen Erkältungen. Unser Körper kann das überschüssige Vitamin nicht speichern und scheidet es aus. Ein besserer Schutz konnte nur in Extremsituationen, zum Beispiel bei einem Marathon, nachgewiesen werden. Aber auch hier muss es kein Supplement sein. Es genügen zusätzlich circa 200 Milligramm. Dieses Soll ist schon mit einer roten Paprikaschote abgedeckt.

„Kaffee entzieht dem Körper Wasser“

Dieser Mythos ist längst widerlegt. ­Kaffee wirkt leicht harntreibend deshalb suchen wir nach einigen Tassen häufig die Toilette auf. Unserem Körper wird dadurch aber kein Wasser entzogen. Im Gegenteil: Kaffee trägt normal zu unserem Flüssigkeitshaushalt bei. Dennoch sollte Kaffee nur in moderaten Mengen getrunken werden. Die tolerable Koffeinmenge liegt bei circa 400 Milligramm Koffein pro Tag. Das entspricht – je nach Stärke ungefähr vier Tassen à 150 Milliliter.

„Schnaps kurbelt die Verdauung an“

Tatsächlich sorgt ein Schnaps nach einer üppigen Mahlzeit für ein angenehmes Gefühl im Magen. Doch dieser Eindruck täuscht. Zwar entspannen sich unsere Muskeln, für die Verdauung ist das allerdings nachteilig. Denn in entspanntem Zustand befördern die Muskeln unseren Mageninhalt nicht weiter. Der Verdauungsprozess wird also sogar verzögert. Wer seinen Körper unterstützen möchte, entscheidet sich nach dem Essen stattdessen für eine Tasse Tee. Noch besser hilft ein zwanzigminütiger Spaziergang. Durch die Stimulation der Muskeln wird die ­Verdauung ­angeregt.

„Glutenfreie Produkte sind gesünder als glutenhaltige“

Bei einer schweren Glutenunverträglichkeit wie Zöliakie haben die Erkrankten keine andere Wahl: Sie müssen auf entsprechende Lebensmittel verzichten. Ähnlich ergeht es Betroffenen von Weizensensitivität und -allergien. Doch in Deutschland ernähren sich mittlerweile auch viele gesunde Menschen glutenfrei. Dabei ist ein Verzicht ohne medizinischen Grund meist nicht sinnvoll im Gegenteil: Glutenfreie Ersatzprodukte enthalten oftmals viele Zusatzstoffe wie Zucker oder Fett und wenige sättigende Ballaststoffe. Außerdem müssen Menschen, die auf glutenhaltige Lebensmittel verzichten, insgesamt stärker auf eine ausgewogene Ernährung achten, um Mangelerscheinungen ­vorzubeugen.